Und auch im zweiten Teil meines Toskana Berichts erfahrt ihr, wie es mir in dieser italienischen Region gefallen hat. Außerdem verrate ich euch, wo ich dien wohl beste Pizza der Region gegessen habe.
Im ersten Teil meines Artikels konntet ihr schon in der letzten Woche lesen, wie entspannt und lecker es auf meiner Tour durch die Toskana zugehen kann. Nach einigen Tagen auf dem wunderschönen Weingut Isola Verde habe ich mich mit meinem Auto Luigi und einigen Flaschen Wein und Olivenöl auf den Weg Richtung Süden gemacht. Wie immer bei meinen Reisen ist hier wieder der Weg gleichzeitig auch das Ziel, denn auf dem Weg Richtung Cupi, wo mein nächster Agriturismo-Betrieb liegt, komme ich unter anderem an Siena vorbei. Die Stadt ist vielleicht einigen von euch ein Begriff, da hier das weltberühmte Palio de Siena stattfindet. Das ist ein waghalsiges Pferderennen, bei dem Teams von 17 kontrahierenden Stadtvierteln auf Pferden gegeneinander antreten. Ich habe schon einige Reportagen darüber im Fernsehen gesehen und deshalb steht Siena natürlich auf meiner Liste. Im Stadtzentrum angekommen, merke ich aber schnell, dass ich einen ganz schlechten Zeitpunkt für einen Stadtspaziergang erwischt habe. Die ganze Stadt ist voller Reisegruppen und Autos. Also drehe ich noch eine Runde um die wunderschöne Stadtmauer und mache mich dann auf den Weg zurück auf die Schnellstraße. Ich habe mir im Vorfeld schon einige Alternativen zurechtgelegt und fahre einfach ein paar Kilometer den Weg wieder zurück, den ich gerade erst gekommen bin.
Mein nächstes Ziel heißt Colle di Val D’Elsa. Hier herrscht im Gegensatz zu Siena nahezu traumhafte Ruhe. Ich finde auf Anhieb einen Parkplatz und wandere in das kleine mittelalterliche Dorf. Der Stadtkern liegt langezogen oben auf einem Berg und ist von einer intakten Stadtmauer umgeben. Vom Eingang bis zum Ende des Areals brauche ich nicht einmal 20 Minuten. Die Stimmung auf dem Berg ist wirklich magisch. Wenn ich mir die Autos im Inneren wegdenke, komme ich mir vor wie im Italien vor 500 Jahren.
Podere Cavone
Natürlich gibt es auch hier einige kleine und feine Restaurants. Hier lasse ich mir ein buntes Mittagessen schmecken. Danach geht es aber los Richtung meines zweiten Testobjekts, dem Agriturismo-Betrieb Podere Cavone. Auch den habe ich nach den guten Bewertungen im Internet und den tollen Fotos ausgesucht. Das kleine Dorf in dem sich das Gutshaus befindet, ist eigentlich nur eine kleine Ansammlung vieler freistehender Häuser. Da das richtige zu finden, ist nicht ganz einfach. Aber nach einigen Schlaglöchern und vielen Kurven habe ich meine zweite Wohnstätte erreicht. Neben dem Haupthaus, in dem die Besitzerin Anna mit ihrem Mann und zwei lustigen Hunden lebt, gibt es insgesamt vier Apartments im Nebengebäude. Jedes hat eine eigene Terasse mit einem phänomenalen Ausblick auf die toskanischen Berge. Mein Zimmer ist sehr groß und mit allem ausgestattet, was ich brauchen kann. Direkt nebenan liegt die Gemeinschaftsküche, in der sich alle vier Parteien mittags und abends gut selbst versorgen können.
Land und Meer
Morgens gibt es ein liebevoll angerichtetes Frühstück im Wintergarten. Die quirlige Italienerin Jessica backt und versorgt mich und die anderen Gäste mit allem, was das Herz begehrt. Wenn ich auf Italienisch nicht weiterkomme, unterhalten wir uns mit Händen und Füßen, das klappt besser als gedacht. Das Meer ist auch einer der Gründe, warum ich mir die südliche Toskana rund um Grosseto ausgesucht habe. Hier bin ich wieder mitten in den Weinbergen und trotzdem in 20 Minuten am Meer. Ganz in der Nähe liegt die Insel Giglio, vor der das havarierte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia in den nächsten Tagen geborgen werden soll. Die Halbinsel um Porto Santo Stefano, von wo aus die Fähren nach Giglio übersetzen, ist sehr schön. Noch schöner wird es allerdings, als ich mit Luigi die Küstenstraßen weiterfahre. Denn hier finde ich eine kleine versteckte Bucht, die ich erst nach einem langen Abstieg erreiche. Die Anstrengung lohnt sich aber allemal, denn hier bin ich beinahe allein. Nur in paar andere Wanderfreunde sind noch da.
Direkt unterhalb meines Agriturismo-Betriebs beginnt das große Naturschutzgebiet Maremma, in dem man Wandern, Kanu fahren, Reiten oder einfach nur die Natur genießen kann. Ich entschließe mich an einem Nachmittag, den naturgeschützten Strand zu besuchen. Zwischen den Pinien liege ich dann gemütlich im Schatten und schaue den Kindern beim Burgen bauen zu.
Auf dem Dorffest
Als ich mich am nächsten Morgen mit Jessica unterhalte, erzählt sie mir, dass im nächsten Dorf Montiano, ein Fest stattfindet. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und fahren abends auf direktem Weg dorthin. Alle sind auf den Beinen und spazieren durch die Gassen des kleines Ortes. Ich esse und trinke, was hier so angeboten wird. Bei einem Menü für 8€ und einem Krug Wein für 3€ kann ich doch nicht Nein sagen. Das wäre gegen meine Schnäppchenehre. Tortelli und Rotwein sind wirklich sehr gut und beides kommt aus eigener Herstellung, wie mir der Besitzer des Essens-Standes stolz erzählt. Hier erlebe ich, was mir während meiner ganzen Reise auffällt – alle sind sehr gastfreundlich und geben sich die größte Mühe, mir alle angebotenen Gerichte so gut wie möglich zu erklären.
Stress Fehlanzeige
Abends freue ich mich schon wieder richtig auf den nächsten Morgen, denn langsam gewöhne ich mich an das gesellige Frühstück im Wintergarten unseres Hauses. Hier sitze ich am Tisch, quatsche mit den anderen Gästen und kann währenddessen die Aussicht auf die Berge ringsum genießen. Schon während meines Aufenthaltes auf dem Weingut Isola Verde hatte ich das Gefühl, weit entfernt von Stress und Hektik zu sein, doch hier auf Podere Cavone bekommt der Begriff Ruhe noch eine viel größere Bedeutung. Hier stört mich niemand. Höchstens einige Bienen oder andere Insekten, deren Gesumme mir hier plötzlich viel lauter vorkommt als anderswo.
Eine einzige Pizza
An meinem letzten Abend mache ich mich auf, um die erste!! Pizza meines gesamten Urlaubs zu essen. Kaum zu glauben, dass ich im Geburtsland der Pizza bis jetzt einfach noch nicht dazu gekommen bin. Im Nachbarort Magliano in Toskana werde ich fündig. Die Pizza Bandito mit Pfifferlingen und Wildschweinsalami ist göttlich. Wenn ich nur daran denke, möchte ich wieder hinfahren und mir die nächste Pizza bestellen. Mein kleiner Spaziergang nach dem Essen führt mich dann auf die Burgmauer des Ortes. Auch hier zeigt sich wieder, dass beinahe jede Stadt in der Toskana sehenswert ist. Lustigerweise laufe ich hier sogar anderen Gästen meiner Unterkunft über den Weg. Die scheinen auch zu wissen, wo es das beste Essen der Gegend gibt.
Ti amo Toskana
Nach vier Nächten heißt es: Abschied nehmen von Podere Cavone und der einzigartigen Gegend rund um Cupi. Ich bin fast ein wenig wehmütig, denn Italien hat mir einmal mehr gezeigt, dass es sich lohnt, hierher zu kommen. Mein eigentliches Ziel, nämlich zu erleben, wie Italiener im eigenen Land Urlaub machen, habe ich verfolgt. Und meine Reise hat mich davon überzeugt, dass sie Recht damit haben, einfach im eigenen Land zu bleiben. Denn hier lässt es sich einfach sehr gut leben. Wein, gutes Essen und die Sonne, die mich an keinem einzigen Tag im Stich gelassen hat, haben einen großen Teil dazu beigetragen. Meine zwei Testobjekte sind mindestens so gut wie ihre Bewertungen vermuten ließen. Wer Entspannung sucht und dabei in direktem Kontakt mit den Einheimischen stehen will, wird beim Agriturismo auf keinen Fall enttäuscht. Ich kann nur jedem raten, sich ins Flugzeug oder ins Auto zu setzen und sich auf den Weg nach Italien zu machen – es lohnt sich ab der ersten Minute. Te amo Toskana. :)
Entdeckt Bella Italia: