Nach airberlin ist nun auch NIKI insolvent und stellt den Flugbetrieb bereits am Donnerstag (14.12.) ein. Diese Nachricht kommt überraschend und hat prekäre Auswirkungen für Fluggäste, die sich nun fragen, was aus ihren gebuchten Reisen wird!
Nach der airberlin Insolvenz, dem Bangen um Arbeitsplätze und Flugtickets und den Verhandlungen mit Lufthansa und Easyjet sind nun auch die Verhandlungen um die Tochtergesellschaft Niki gescheitert. Die Airline muss aufgeben und stellt den Flugbetrieb bereits am 14. Dezember ein.
Ein echter Hammer, denn die Nachricht über die geplatzte Übernahme durch die Lufthansa ist gerade mal ein paar Stunden alt. Was passiert jetzt mit den bereits gebuchten Urlaubsreisen, den Flügen, die in den kommenden Tagen und Wochen regulär durchgeführt werden sollten? Hier bekommt ihr erste Tipps und Antworten.
Was passiert mit gebuchten Pauschalreisen?
Habt ihr eine Pauschalreise gebucht oder befindet euch bereits im Urlaub, solltet ihr schnellstmöglich euren Reiseveranstalter kontaktieren. Im Regelfall werden euch alternative Reisemöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Gerade in diesen Situationen sind andere Airlines immer dazu bereit, weitere Passagiere zu befördern und die Reiseveranstalter werden euch so schnell wie möglich alternative Transportmöglichkeiten organisieren.
Was passiert, wenn ich individuell Flüge mit Niki gebucht habe?
In diesem Fall wird es etwas komplizierter. Denn dann seid ihr im Normalfall auf euch allein gestellt und müsst euch selbst um Ersatzflüge kümmern. Dazu sagt Niki auf der firmeneigenen Webseite aber Folgendes:
„Für Passagiere, die ihren Flug direkt bei Niki gebucht haben, organisieren mehrere Fluggesellschaften derzeit eine Rückholaktion auf Standby-Basis gegen ein geringes Entgelt aus dem Ausland nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Tuifly wird sich zu unserem Bedauern nicht an dieser Lösung beteiligen.“
Das ist zumindest ein Hoffnungsschimmer, oder? Wenn ihr also bereits im Ausland seid und um euren Rückflug bangt, könntet ihr großes Glück haben und gegen ein kleines Entgelt nach Hause fliegen. Euren gebuchten, aber noch nicht angetretenen Flug bekommt ihr jedoch höchstwahrscheinlich nicht erstattet.
Sollte es im Laufe der nächsten Stunden wichtige Infos geben, findet ihr sie hier.
Zum Hintergrund der airberlin/Niki-Pleite
Aktuell: Übernahme von NIKI gescheitert | Übernahme durch Lufthansa | FAQ: Das ist für die Urlauber wichtig
Rückblick: Langstreckenflüge eingestellt | Insolvenz | Umstrukturierung & Entschädigungszahlungen
13. Dezember: airberlin-Tochter Niki insolvent
Am heutigen Mittwoch, den 13. Dezember, gibt die Lufthansa in einer offiziellen Pressemitteilung bekannt, auf eine Übernahme von NIKI zu verzichten. Was nun aus der Airline wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss. Weitere Kaufinteressenten gebe es momentan nicht, so ein Sprecher. Die Situation schein mehr als prekär, denn in den letzten Monaten konnte der Flugbetrieb nur dank der finanzkräftigen Unterstützung der Lufthansa aufrecht erhalten werden.
Das Aus kommt viel schneller als gedacht
Lufthansa Group macht Zugeständnisse an EU-Kommission. Verzicht auf weitere Slots bei angestrebter Übernahme der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) angeboten. Nach klaren Signalen aus Brüssel verzichtet die Lufthansa Group auf Übernahme von Niki. https://t.co/zaeiZwFTCw pic.twitter.com/RCpdi3r9pp
— Lufthansa News (@lufthansaNews) 13. Dezember 2017
Noch am gestrigen Dienstag betonte der Gläubigerausschuss, der für Entscheidungen im Insolvenzverfahren verantwortlich ist, die Wichtigkeit des Verkaufs von NIKI an die Lufthansa: „Wenn dieser Zeitplan jedoch ins Rutschen kommt, muss NIKI umgehend Insolvenz anmelden. Dies würde bedeuten, dass kurz vor Weihnachten 1.000 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren, zehntausende Passagiere stranden und hunderttausende Tickets ihre Gültigkeit verlieren. Mit einem Zusammenbruch der NIKI verschwände von heute auf morgen weitere Kapazität aus dem Markt. Es würde weniger Wettbewerb geben statt mehr. Angesichts dieser Sachlage hoffen wir nun auf eine zügige und klare Entscheidung der Europäischen Kommission.“
Mit der Entscheidung der Lufthansa am heutigen Tage ist das Schicksal der Airline also besiegelt.
Oktober: Übernahme durch Lufthansa
Nach langen Verhandlungen über eine mögliche Übernahme von airberlin durch die Lufthansa oder Easyjet steht nun fest: Lufthansa übernimmt große Teile der insolventen Fluggesellschaft airberlin. Die größte deutsche Airline stellt den im Urlaub gestrandeten airberlin Kunden sogar in Aussicht, sie – sofern möglich – zu „Sonderkonditionen“ nach Hause zu fliegen. Wie diese Konditionen aussehen und ob betroffene Urlauber nun wirklich etwas aufatmen können, wird sich noch zeigen. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa, Carsten Spohr, kündigte außerdem an, dass ein stabiler Betrieb der Airline erst wieder ein paar Monate nach Übernahme gewährleistet sei. Auch muss noch geklärt werden, ob die Übernahme von airberlin durch die Lufthansa, Deutschlands größte Airline, kartellrechtlich zu vertreten ist.
Ob und in welchem Rahmen die Deutsche Lufthansa die verfallenen Tickets von airberlin übernimmt ist zwar noch nicht klar, wird aber eher als unwahrscheinlich angesehen. Mehr zum Thema erfahrt ihr in meinen airberlin Insolvenz FAQ.
airberlin Insolvenz FAQ
Seit der Insolvenz und den damit verbundenen Flugstreichungen drängen sich bei den Kunden viele Fragen auf. In meinen FAQ findet ihr Hilfe:
Wird der Flugbetrieb von airberlin komplett eingestellt?
Ja, ab spätestens Ende Oktober wird der Flugbetrieb von airberlin komplett eingestellt. Die gebuchten Tickets verlieren dann ihre Gültigkeit.
Wird die Deutsche Lufthansa meinen airberlin Flug übernehmen?
Dass die Lufthansa die verfallenen Flugtickets komplett übernimmt, ist eher unwahrscheinlich. Lufthansa-Chef Spohr kündigte bereits „Sondertarife“ für die im Ausland gestrandeten Geschädigten an. Wie diese aussehen, wurde noch nicht bekanntgegeben.
Was passiert mit meinem airberlin Gutschein?
Die Gutscheine von airberlin können nicht mehr eingelöst werden und verfallen, genau wie die bereits gebuchten Flüge, Ende Oktober.
Mein Flug wurde storniert, werde ich bis Ende Oktober noch umgebucht?
Passagiere, die von einem gestrichenen Flug betroffen sind, werden entweder per Stornobestätigung oder per Umbuchungsbestätigung informiert. Sofern möglich, werden betroffene Passagiere auf andere Flüge umgebucht. Dabei richte es sich nach „Verfügbarkeit von Alternativen“, so airberlin.
Bekomme ich den Flugpreis nach Storno/Einstellung des Flugbetriebes von airberlin erstattet?
Tickets, die nach dem 15. August 2017 gekauft wurden, werden kostenfrei erstattet. Tickets, die vor dem 15. August 2017 und somit vor dem Insolvenzantrag gekauft wurden, werden nicht erstattet.
Ich habe eine Pauschalreise mit airberlin Flügen gebucht, was bedeutet die Insolvenz nun für meinen Urlaub?
Pauschalreisen sind automatisch mit einem Sicherungsschein gegen die Folgen einer Insolvenz abgesichert. Der Reiseveranstalter muss bei Flugausfall für eine Ersatzbeförderung sorgen. Ihr braucht euch also keine Sorgen um euren Urlaub machen. Auch die sogenannten Click & Mix Reisen von Expedia sind mit einem Sicherungsschein abgesichert.
Ist Niki Air ebenfalls von der Insolvenz betroffen?
Wie gerade eben bekannt wurde, scheiterte der Verkauf von Niki Air an Lufthansa. Der Airline steht wohl ebenfalls eine Insolvenz bevor.
Wie kann ich Forderungen gegen airberlin anmelden?
Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens könnt ihr eure Forderung beim Insolvenzverwalter, der noch bestimmt werden muss, anmelden. Ob und wie viel Geld ihr dann wiederseht, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Auch die gezahlten Steuern und Gebühren bekommt ihr laut Insolvenzrecht nicht zurück.
Eine Entschädigung bei Flugausfall oder Verspätung steht euch im Falle der Insolvenz leider nicht mehr zu.
September: airberlin stellt Langstreckenflüge ein
- Bis zum 15. Oktober wird das Langstreckenangebot komplett eingestellt – Grund: Airbus A330-Jets werden von den Flugzeug-Leasingfirmen zurückgezogen
- Folge: 10 von 17 Langstreckenmaschinen sind bereits seit dem Wochenende nicht mehr für airberlin in Betrieb
- Ab Montag, 25. September 2017, werden folgende Langstrecken-Verbindungen ab Düsseldorf eingestellt: Curaçao, Cancun, Havanna, Varadero, Punta Cana, Puerto Plata, Boston, Orlando, Los Angeles
- Ab Montag, 25. September 2017, werden folgende Langstrecken-Verbindungen ab Berlin eingestellt: Abu Dhabi, Chicago, Los Angeles, San Francisco
- Ab Freitag, 29. September 2017, werden folgende Kurzstrecken innerhalb Deutschlands gestrichen: Hamburg – München, Köln/Bonn – München
[Hier findet ihr aktuelle Informationen zu den Anpassungen im airberlin Flugplan]
August: airberlin meldet Insolvenz an
Airberlin stellt am 15. August 2017 einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung. Etihad hat die finanzielle Unterstützung der Airline beendet – Folge für airberlin: Ein öffentlich gemachter und viel beachteter Insolvenzantrag, da „für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“.
Die geprellten Kunden sind verärgert und die Lufthansa und Bundesregierung sind mittlerweile in den Fall airberlin involviert. Die Nöte der zweitgrößten deutschen Airline, airberlin, scheinen trotz angestrebter Umstrukturierung und finanzkräftigem Partner größer und größer zu werden. Was sich mit vermehrten Kundenbeschwerden, ausbleibenden Entschädigungszahlungen und einer geplanten Umstrukturierung in den letzten Jahren andeutete, zeigte sich letztendlich in Form eines erdrückenden Schuldenberges von rund einer Milliarde Euro, dem Scheitern des Verkaufs der Schwesternairline Niki an Tuifly, einem Antrag auf Hilfen vom Staat im Juni diesen Jahres und schlussendlich in dem Insolvenzantrag, den airberlin am 15. August 2017 stellt.
Ein Übergangskredit der Bundesregierung in Höhe von 150 Millionen sollte für die nächsten 3 Monate Abhilfe schaffen und den Flugbetrieb am Laufen halten. In einer offiziellen Pressemitteilung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur heißt es dazu:
„Wir befinden uns in einer Zeit, in der sich mehrere Zehntausend Reisende sowie Urlauberinnen und Urlauber an verschiedenen internationalen Urlaubsorten und Destinationen aufhalten. Der Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland mit Air Berlin wäre andernfalls nicht möglich gewesen. Kurzfristige Alternativen für einen Rückflug dieser Reisenden nach Deutschland waren nicht zu gewährleisten.“
Mitbewerber Ryanair reichte gegen diese staatlichen Hilfen bereits eine Klage bei der zuständigen Kartellbehörde ein. Die irische Billigairline wirft der Bundesregierung vor, die Übernahme von airberlin durch die Lufthansa mit dem Übergangskredit zu ermöglichen.
Juni: Die Insolvenz war absehbar
Überraschend kommt die Meldung, dass airberlin Insolvenz anmeldet, nicht. Schon vor Monaten stand die Frage im Raum, was die Probleme der Flugggesellschaft eigentlich für ihre Kunden bedeuten. Immer wieder gab die Airline Stellungnahme, dass Kunden den Verfall ihrer bereits gekauften Tickets nicht fürchten müssten, die Tickets seien sicher. Vor einer Stornierung oder Verschiebung des gebuchten Fluges, wie es bereits in der Vergangenheit bei airberlin häufiger der Fall war, schützten diese Aussage allerdings nicht.
Das Unternehmen Flightright, das sich auf die Durchsetzung von Schadensersatzzahlungen an Fluggäste spezialisiert hat, sprach schon vor Monaten von einer „recht hohen Annullierungsquote“ bei airberlin. Mittlerweile habe sich dadurch eine enorme Summe Entschädigungsforderungen angesammelt, die den verärgerten Kunden laut EU-Fluggastrechten zustehe.
Darauf angesprochen, erzählte mir Stefanie Müller, Pressesprecherin von Flightright vor einigen Monaten: „Die vermehrten Probleme bei airberlin können auch wir bei Flightright spüren. Die Zahl der airberlin-Passagiere, die sich an Flightright wenden, hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Wir gehen davon aus, dass auf airberlin Entschädigungsforderungen in zweistelliger Millionenhöhe zukommen. Die genaue Anzahl an Betroffenen kennt natürlich nur airberlin selbst.“
Umstrukturierung für Neuanfang
Im vergangenen Herbst wagte sich airberlin an eine drastische Umstrukturierung, die Flotte sollte verkleinert und die Dienstleistungen verstärkt an Businesskunden angepasst werden. Das alte Geschäftsmodell führe laut Pressemitteilung von airberlin „in 2016 und Q1 2017 zu einem hochgradig unbefriedigenden Finanzergebnis„. Noch im April zeigte sich der Chief Financial Officer von airberlin, Dimitri Courtelis, allerdings optimistisch: „Das erste Halbjahr 2017 wird wie 2016 durch die strukturellen Probleme der alten airberlin und den hohen Aufwand für den Umbau der Airline geprägt sein. Es ist normal, dass man bei einem Umbau dieser Größenordnung erst durch ein Tal schreitet, bevor die Verbesserungen spürbar werden.“ Ein für die Umstrukturierung so wichtiger, angestrebter Deal mit Tuifly scheiterte letztendlich. Eine Mitschuld an der andauernden Misere gibt airberlin aber auch externen Firmen, auf die die Airline angewiesen ist. Der Streik des Bodenpersonals am Flughafen Berlin-Tegel, sowie der Ärger mit dem neuen Bodendienstleister führten laut airberlin immer wieder zu massiven Problemen und Flugausfällen.
Probleme mit Entschädigungszahlungen
Wie ich nach einer investigativen WDR-Reportage in meinem Reisemagazin berichtete, kam es bereits seit Jahren immer wieder zu Problemen mit den Entschädigungszahlungen bei airberlin. Kundenanfragen werden ignoriert, Beschwerden heruntergespielt und die zustehenden Entschädigungen oft erst Monate später ausgezahlt. Zwar scheint das schnelle und unkomplizierte Durchsetzen der Fluggastrechte ein generelles Problem der Luftfahrtbranche zu sein, doch bei airberlin, so scheint es, sind die Probleme besonders krass. Damals suggerierte die WDR-Reportage, dass airberlin mit System darauf abziele, Kunden hinzuhalten, oder gar mürbe zu machen, sodass diese von der Einforderung ihrer Entschädigungszahlung absehen. Das kennt auch Stefanie Müller von ihrer Arbeit bei Flightright nur zu gut: „Erfahrungsgemäß versuchen Airlines oft, außergewöhnliche Umstände vorzuschieben und nicht zu zahlen. Aber die über airberlin berichteten Probleme sind nach unserer Einschätzung keine ‚außergewöhnlichen Umstände‘. In der Presse wird berichtet von zu wenig fliegendem Personal, zu wenig Bodenpersonal und zu wenig Personal in der Verwaltung – das hat airberlin zu verantworten.„.
airberlin zahlte Entschädigungen bislang zügig aus
Nach der Zahlungswilligkeit von airberlin gefragt, antwortete die Pressesprecherin von Flightright damals noch: „Wenn wir für Fluggäste in der Durchsetzung ihrer Entschädigungsansprüche in Bezug auf airberlin aktiv werden, ist das Zahlungsverhalten von airberlin durchaus positiv. Wir können beobachten, dass airberlin die Ansprüche bislang zügig bezahlt und wir können den Kunden ihre Entschädigungsansprüche gleichfalls schnell auszahlen. Wir raten Kunden, weiterhin ihre Ansprüche geltend zu machen. Im Falle von airberlin raten wir insbesondere dazu, nicht zu zögern, und die Ansprüche so schnell wie möglich geltend zu machen. Denn sollte die Airline wirklich zahlungsunfähig sein, gehen Sie möglicherweise leer aus.“ Wie sich das Verhalten der Airline bezüglich der Entschädigungszahlungen in der Insolvenz auswirkt, bleibt nun abzuwarten. Entschädigungszahlungen im Insolvenzverfahren sind allerdings wenig realistisch, so die Verbraucherzentralen.
Titelbild: InsectWorld / Shutterstock.com
Wie sieht es jetzt aus?
Würden bei einem Verkauf von Niki an die Lufthansa die Flüge im nächsten Jahr stattfinden (ist eine vorangegangene Insolvenz zu erwerten)?
Hallo Martin,
das ist eine sehr interessante Frage! Jedoch weiß man im Moment noch nicht genau, wie sich das Ganze entwickeln wird und welche Auswirkungen dies genau hat.
Ich hoffe, dass wir alle bald mehr erfahren werden und wünsche dir noch einen schönen Tag :)
Liebe Grüße,
der Urlaubsguru