Wer einmal auf La Gomera war, der kommt immer wieder. Kein Wunder, denn die zweitkleinste Kanareninsel bezaubert mit ursprünglichem Charme, sanftem Tourismus und einer einzigartigen Naturkulisse. Kommt mit mir auf eine Reise durch märchenhafte Wälder, tiefe Täler und bunte Städte!
Blickt man auf die Weltkarte, springt La Gomera nicht unbedingt direkt ins Auge. Kein Wunder, denn die zweitkleinste Insel der Kanaren besticht weder durch ihre Größe, noch durch eine spektakulär zerklüftete Form. Doch wie bei allen langfristigen Lieben, sind es auch bei dieser Urlaubsinsel die inneren Werte, die wirklich zählen – und Gomera hat zahlreiche Langzeitfans. Kein Wunder – die Kanareninsel überzeugt durch märchenhafte Zauberwälder, schwarze Lavastrände, eine weltweit einzigartige Sprache und wunderschöne Kolonialbauten. Ich zeige euch heute, warum La Gomera das Prädikat „klein, aber oho“ mehr als verdient hat!
La Gomera
Die Insel des Kolumbus | Anreise | Natur | Kultur
Die Insel des Kolumbus
22 Grad, angenehmes Frühlingswetter und keine Änderung zu erwarten – so oder so ähnlich klingt der Wetterbericht auf La Gomera jeden Tag. Denn obwohl die Insel auf dem gleichen Breitengrad wie die Sahara liegt, kühlt der Kanarenstrom La Gomera auf Temperaturen runter, die euch weder ins Schwitzen bringen, noch frieren lassen. Kein Wunder also, dass La Gomera vor allem bei Wanderern und Mountainbikern beliebt ist, die ihren Urlaub aktiv erleben wollen. Es werden ideale Bedingungen geboten, um sich die frische Luft den ganzen Tag und die ganze Nacht um die Nase wehen zu lassen. Temperaturschwankungen, wie sie beispielsweise auf La Palma immer wieder vorkommen können, sind vor allem im touristisch erschlossenen Süden der Insel nicht zu erwarten.
Da verwundert es wenig, dass auch Christoph Kolumbus die Vorzüge der Insel zu schätzen wusste und mit seiner Mannschaft ein letztes Mal auf La Gomera anlegte, bevor er zu seiner Expedition nach Indien aufbrach. Dass es den Seefahrer am Ende nach Amerika verschlagen hat, weiß heute jedes Kind. La Gomera ist hingegen weniger bekannt. Gut für alle, die mit einem Trip auf die Insel liebäugeln, denn statt Massenabfertigung wird hier sanfter Tourismus betrieben. Politisch gehört La Gomera ebenso wie die anderen Kanareninseln zu Spanien, sie liegt jedoch auf dem afrikanischen Kontinent. Die Kultur auf der Insel ist allerdings aufgrund von Aus- und Rückwanderungswellen durch Südamerika und die Karibik geprägt – hier gilt Merengue statt Stierkampf.
Anreise nach La Gomera
Wenn ihr bereits jetzt ein wenig verliebt in die kleine Kanareninsel seid und es euch in den Fingern juckt, nach passenden Schnäppchenflügen zu suchen, dann muss ich eure Euphorie für einen Moment bremsen. Einen internationalen Flughafen, der nonstop angeflogen wird, kann La Gomera nämlich nicht vorweisen. Vielmehr erfolgt die Anreise über die Schwesterinsel Teneriffa, welche rund 30 Kilometer von La Gomera entfernt liegt. Ich habe für euch natürlich alle Wege, die auf die Insel führen, zusammengetragen, sodass die Anreise auch ohne Direktverbindung zum Kinderspiel wird.
- Mit dem Taxi: 20 Minuten | ~ 25€
- Buslinie 111: halbstündlich | 3,20€ (Achtung, nur manche Busse halten direkt am Hafen!)
Ihr könnt La Gomera von beiden Flughäfen auf Teneriffa aus erreichen. Steuert ihr in einem rund vierstündigen Flug Reina Sofia, den südlichen Flughafen der Insel, an, so empfehle ich euch eine Weiterreise mit dem Boot. Zwei Fährgesellschaften operieren von Los Cristianos aus und bringen euch in fünfzig beziehungsweise siebzig Minuten sicher nach San Sebastian de la Gomera. Sowohl das Schnellboot „Benchijigua-Express“ als auch die etwas gemütlichere Autofähre „Volcan de Taburiente“ verkehren mehrmals am Tag und reißen mit 34 beziehungsweise 32€ für eine einfache Fahrt kein tiefes Loch in eure Reisekasse. Guru-Tipp: Die Ablegezeiten der Boote können sich auch spontan ändern! Seid daher unbedingt frühzeitig am Anleger.
Wenn ihr am nördlichen Flughafen Teneriffas (Los Rodeos) landet, dann könnt ihr mit dem Kleinflugzeug weiterreisen. In nur 30 Minuten fliegt ihr direkt nach La Gomera – die Flugtickets sind bereits für 18€ zu haben. Wenn ihr Probleme mit Flugangst habt und bereits in Teneriffa am liebsten nie wieder in eine Maschine steigen würdet, dann könnt ihr vom Busbahnhof in Santa Cruz aus den kostenlosen Shuttleservice der Reedereien quer über die Insel zur Anlegestelle in Los Cristianos nutzen. Die acht Kilometer vom Flughafen bis zum Busbahnhof überbrückt ihr am besten mit einer Taxifahrt.
Märchenwälder und schwarze Strände
Nationalpark Garajonay | La Fortaleza | Mirador de Abrante | Die schönsten Strände
Nationalpark Garajonay
Den Spitznamen Nebelwald trägt die grüne Lunge der Insel zu Recht – denn häufig kondensiert das Wasser in den Tälern und taucht die hunderte Jahre alten Bäume in gespenstisches Licht – und sichert so ihr Überleben. Denn ein Lorbeerwald wie diesen könnt ihr nur noch auf La Gomera finden. Nur hier hat die charakteristische Mischung verschiedener Baumarten, Moosen, Flechten und Farnen die letzte Eiszeit überlebt, zuvor bedeckte sie weite Teile Europas und Nordafrikas. Auch zahlreiche Tierarten lassen sich nur auf La Gomera finden. Ein Paradies für Biologen, aber auch für Naturliebhaber, Fotografen und Wanderer. Letztere müssen gar nicht allzu ambitioniert sein, denn der Nationalpark lässt sich auf gut ausgebauten Wegen bequem auf eigene Faust oder mit einem Guide erkunden.
Mitten im Lorbeerwald zwischen dem satten Grün der Bäume könnt ihr in El Cedro einkehren. Der kleine Ort besteht nur aus wenigen Häusern, von denen eins das Restaurant La Vista beherbergt. Ruhiger und authentischer werdet ihr La Gomera mit Sicherheit nicht erleben. Solltet ihr euch nach einem inseltypischen Essen nach einer Nacht in der absoluten Stille des Zauberwalds sehnen, dann könnt ihr hier auch nächtigen. Auf den Terrassen befindet sich der einzige genehmigte Campingplatz im Garajonay Nationalpark.
La Fortaleza
Zugegeben, der Garajonay Nationalpark ist das wohl bekannteste Ziel für Wanderer und Aktivurlauber auf La Gomera. Die verzauberte Stimmung solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen! Einen ebenso schönen Blick über die Insel könnt ihr aber auch von einem echten Geheimtipp aus erhaschen. Der Tafelberg La Fortaleza ist nicht ganz so einfach zu bewandern wie die meisten Wege im Nationalpark, der Aufstieg lohnt aber alle Mühen. Denn vom Gipfel aus habt ihr eine einmalige Sicht über die Schluchten, die das Landschaftsbild La Gomeras prägen. Dabei ist der 1.241 Meter hohe Berg viel mehr als nur eine spektakuläre Aussichtsplattform, nämlich Kultur- und Opferstädte der Guachen, der Ureinwohner La Gomeras. Daher ranken sich zahlreiche Sagen um La Fortaleza und auf dem Gipfel erwartet euch das magische Auge. In die Zukunft wird hier allerdings nicht geblickt, das Auge ist ein Steinlabyrinth.
Mirador de Abrante
Nichts für schwache Nerven! 600 Meter über dem Meeresspiegel könnt ihr hier förmlich über La Gomera schweben. Im Tal schmiegt sich Agulo, das schönste Dorf der Insel mit herrlich verwinkelten Gassen und wunderschönen Kolonialbauten an die Hänge, während in der Ferne Teneriffa sichtbar wird. Die Aussicht ist einmalig und spektakulär – es lohnt sich also, der Höhenangst zu trotzen, um einmal über der wunderschönen Kanareninsel thronen zu können. Das angeschlossene Café versorgt euch mit allerlei Leckereien und bietet einen fast ebenso faszinierenden Blick.
Solltet ihr eher Küstenfreunde sein und euch nur schwer vom Meer trennen können, dann hält La Gomera einiges bereit. Entschließt ihr euch zum Beispiel für eine Tour mit dem Boot um die Insel, dann könnt ihr euch nicht nur von Delfinen begleiten lassen und mit ein wenig Glück sogar Wale erspähen, sondern auch ein weiteres Naturspektakel der Insel erleben – Los Organos. Auch, wenn es den Anschein erweckt, die „Orgelpfeifen“, die hier in so regelmäßigen Abständen aus dem Meer ragen, sind nicht durch Menschenhand erschaffen. Vielmehr sind sie das Ergebnis von abgekühlter Lava in einem Vulkanschlot, der über Jahrhunderte von den Wellen freigelegt wurde. Bizarr, faszinierend und eins der beliebtesten Fotomotive auf La Gomera.
Die schönsten Strände auf La Gomera
Obwohl die Kanareninsel nicht als Strandparadies bekannt ist, so kann sie mit einer faszinierenden Besonderheit aufwarten: Statt reinweißen Strand erstrahlt der Sand hier pechschwarz. Hört sich zwar irgendwie falsch an, ist aber lediglich dem vulkanischen Ursprung der Insel zu Schulden und hat einen ganz besonderen Vorteil: Gerade im Winter heizt die Sonne die schwarzen Körner auf und ihr könnt euch in angenehm warmen Sand kuscheln. Ich habe meine Strandfavoriten für euch zusammengefasst:
- Im Norden der Insel in der Nähe von Hermigua gelegen gehört der Sandstrand Playa de la Caleta zu den schönsten der ganzen Insel. Große Sandabschnitte laden zum Verweilen ein, Bäume spenden Schatten und am Horizont lässt sich Teneriffa erkennen. Die Bucht versprüht dank einer kleinen Kapelle am Rand ein wenig romantischen Charme.
- In San Sebastian, der Verwaltungshauptstadt der Insel, welche selbst durch zahlreiche wunderschöne Patrizierhäuser bezaubert, lassen sich gleich zwei Strandabschnitte finden, die einen Besuch lohnen. Besonders schön ist die Playa de la Cueva, die nur durch einen kleinen Tunnel zu erreichen ist. Denn hier findet sich schwarzer Sand, eine durch Wellenbrecher geschützte Bucht und 250 Meter gut gepflegter Strand. Was will man mehr?
- Valle Gran Ray ist wohl der einzige Ort auf La Gomera, der zu echtem Badeurlaub einlädt. Grund dafür sind die Strände Playa de Vueltas, Playa del Ingles sowie Charco del Conde. Letzterer kann zwar „nur“ mit einem Kiesstrand aufwarten, dafür ist der Einstieg ins Wasser so flach und sicher, dass sogar Kinder bedenkenlos baden können.
Guru-Tipp: Zwar lockt das Meer auch auf La Gomera, Schwimmen ist aber aufgrund von Strömungen und tosenden Wellen nicht überall ratsam.
Entdeckt La Gomeras kulturelle Seite
Schwer vorstellbar, aber falls ihr euch doch mal an der Schönheit der Natur auf La Gomera satt gesehen habt, dann hält die Insel auch auf kultureller Ebene einiges für euch bereit. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Abstecher nach San Sebastian, der Inselhauptstadt. Tagsüber kann man hier die herrlich bunten Bauten bewundern, die sich wie kleine Farbtupfer an die Hänge schmiegen oder die geschichtsträchtigsten Bauten La Gomeras wie die Kirche Maria Himmelfahrt, in der schon Kolumbus vor seinem Aufbruch in die neue Welt gesegnet worden ist, oder den Torre del Conda, das älteste Gebäude der Insel, besuchen. Im Yachthafen schaukeln die Boote im türkisen Wasser und untermalen den entschleunigten Lebensstil der Insel.
Während der zahlreichen Fiestas erwacht La Gomera jedoch zu neuem Leben, denn Feiern gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Insulaner. Karibisch geprägte Musik, aber auch Folklore wie der baile del rambor, ein Trommeltanz, gehören dabei genauso wie organisierte Konzerte, Märkte und Sportveranstaltungen immer dazu. Gefeiert werden vor allem christliche Hochtage, aber auch eigentlich immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt. So erwacht auch San Sebastian jeden Abend zu neuem Leben, die Cafés und Bars öffnen ihre Tore und Gesang erfüllt die Straßen.
La Gomera ist die kanarische Insel, auf der die ursprünglichen Bräuche der Region am tiefsten verwurzelt sind und nach wie vor gepflegt werden. Teil der Kultur auf La Gomera ist die einzigartige Sprache der Insel.
Wer nun ein unverständliches Kauderwelsch erwartet, das nur noch von den Ältesten gesprochen wird, der liegt jedoch sehr weit daneben. El Silbo ist eine Pfeifsprache, die mittels Tonhöhen und -längen sowie vier unterschiedlichen Vokalen und Konsonanten funktioniert. Euer Schwein pfeift also nicht, wenn es in einem der ursprünglichen Dörfer der Insel, wie etwa Tamargada, plötzlich durchdringend zwitschert. Durch die unwirklichen Täler der Insel war die Verständigungen lange Zeit kompliziert, El Silbo löste diese Probleme und trug Nachrichten über mehrere Kilometer. Heute wird die Sprache in den Schulen La Gomeras unterrichtet, um ihr Fortbestehen zu sichern – denn Mobiltelefone, Straßenlärm und die zunehmende Urbanisierung bedrohen die Pfeifsprache.
Inselzauber auf La Gomera
Ein Märchenwald, eine eigene Sprache, zauberhafte kleine Häuschen – La Gomera könnte auch ein Teil einer Fantasiewelt sein, findet ihr nicht auch? ;-) Zum Glück ist die Insel ganz real und gar nicht so kompliziert zu erreichen. Eine kleine Zeitreise erwartet euch bei einer Rundreise übrigens auch noch. Im touristischen Ort Valle Gran Ray scheint die Zeit stehengeblieben zu sein – Hippies wandern durch die Straßen, alternative Lebenskonzepte werden erprobt und Yogasessions am Strand sind das Normalste der Welt.
Wer also den Alltag ganz weit hinter sich lassen möchte, der ist auf La Gomera an der richtigen Adresse! Damit euer Urlaub zum Traumtrip wird, habe ich für euch natürlich auch noch die schönsten Übernachtungsmöglichkeiten der Insel gefunden: Wie wäre es zum Beispiel mit dem Hotel Anaterve in Vallehermoso, welches vor allem für seinen spektakulären Blick und sein vegetarisches Restaurant bekannt ist? Oder darf es doch lieber ein eigenes Haus mit Privatpool und Blick aufs Meer für die ganze Familie sein? Noch mehr Orte für eure Bucketlist und Unterkünfte zum Träumen findet ihr übrigens in meinem Reisemagazin – Fernweh garantiert!
Lust auf die Kanaren?
Wunderschöne Kanaren